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SEC Ermittlungen: Hat Binance Kundengelder veruntreut?

Im Kryptomarkt ging es diesen Dienstag steil nach unten. Die US-Börsenaufsicht (SEC) sorgt mit neuerlichen Anschuldigungen gegen die Krypto-Börse Binance für einen heftigen Kurseinbruch. Was ist dran?

SEC Ermittlungen: Hat Binance Kundengelder veruntreut? 5. Juni 2023Kommentar hinterlassen
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In einem aktuellen Schreiben des Bezirksgerichts von Columbia erhebt die Security and Exchange Commission (SEC) schwere Vorwürfe gegen die Kryptobörse Binance. Sie wirft Binance den Missbrauch von Geldern vor sowie die Lüge gegenüber den Aufsichtsbehörden. Laut der SEC hat Binance Milliarden von Dollar an Kundengeldern mit eigenen Vermögenswerten vermischt und heimlich an ein anderes Unternehmen überwiesen, das vom Binance-Gründer Changpeng Zhao (CZ) kontrolliert wird. Insgesamt hat die mächtige US-Börsenaufsicht 13 Klagen gegen die weltweit größte Krypto-Börse und damit verbundene Gesellschaften erhoben.

Binance hat sich erstmalig zu den Ermittlungen auf Twitter geäußert:

Sind Kryptowährungen Wertpapiere?

Das Gerichtsschreiben nennt nicht nur Binance Holdings Limited, sondern auch BAM Trading Services Inc., BAM Management US Holdings Inc. und den Firmengründer Changpeng Zhao selbst als Beschuldigte. Zusätzlich definiert die SEC in dem Schreiben mehrere Kryptowährungen wie Binance Coin (BNB), Solana (SOL), Cosmos (ATOM), Cardano (ADA), Polygon (MATIC) sowie Altcoins wie Decentraland (MANA) und Sandbox (SAND) als Wertpapiere.

Nach der CFTC-Klage im April stellt diese jüngste Anschuldigung einen weiteren Schritt in der sogenannten Operation Chokepoint 2.0 der US-Behörden gegen die Krypto-Industrie dar. Branchenkenner hatten schon seit Monaten mit einer Anklage gegen Binance gerechnet.

Zahlreiche Long-Liquidationen am Kryptomarkt

Die unerwarteten Kursverluste am Gesamtmarkt führten zu massiven Long-Liquidationen im Kryptomarkt. Allein innerhalb von vier Handelsstunden wurden über 250 Millionen US-Dollar an gehebelten Wetten liquidiert – die größte Liquidation von Wetten auf steigende Kurse im Handelsjahr 2023, wie Coinglass.com berichtet.

Zu Wochenbeginn verzeichnet der Kryptomarkt deutliche Kursverluste. Insbesondere Bitcoin verliert in den letzten 24 Handelsstunden mehr als 7 Prozentpunkte und handelt bei 25.461 US-Dollar – dem niedrigsten Stand seit dem letzten Kursausbruch am 17. März 2023. Damit hat Bitcoin vorerst das Verlaufstief von 25.800 US-Dollar aus dem Vormonat Mai aufgegeben.

Während auch die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum (ETH) um etwa fünf Prozent korrigiert, erreicht sie jedoch nicht das Verlaufstief vom 12. Mai und bildet im Gegensatz zu Bitcoin kein neues Tief aus.

BNB Coin bricht um mehr als 9% ein

Als Folge der Anschuldigungen gegen Binance, seine Tochterfirmen und den Firmengründer CZ sank die Gesamtmarktkapitalisierung um mehr als 9 Prozentpunkte auf zwischenzeitlich 1,04 Billionen US-Dollar. Die Kurse einiger Top-100 Altcoins wie Sui (SUI), Pepe (PEPE), Conflux (CFX) und Aptos (APT) verzeichneten dabei Wertverluste von 15 Prozent oder mehr.

Changpeng "CZ" Zhao von Binance
Changpeng „CZ“ Zhao von Binance. Quelle: Web Summit via Sportsfile (CC BY 2.0)

Binance reagiert in einer Stellungnahme auf die Vorwürfe

„Wir möchten betonen, dass alle Vermögenswerte der Nutzer auf den Binance-Tochterplattformen, einschließlich Binance.US, sicher und geschützt sind. Als Unternehmen werden wir energisch gegen jegliche gegenteilige Behauptungen vorgehen. Es scheint, dass die Vorgehensweise der SEC darauf abzielt, in Eile die Zuständigkeit anderer Regulierungsbehörden für sich zu beanspruchen, wobei die Interessen der Investoren anscheinend nicht oberste Priorität haben. Aufgrund unserer Größe und weltweiten Bekanntheit ist Binance möglicherweise ein attraktives Ziel und befindet sich nun inmitten eines regulatorischen Tauziehens in den USA“, so die Stellungnahme des Unternehmens.

SEC geht gegen eine Vielzahl von Unternehmen vor

Die Krypto-Industrie hat mittlerweile eine gewisse Furcht vor der SEC entwickelt. In den letzten Jahren hat die Behörde nahezu jede bedeutende Krypto-Firma, die erfolgreich in den USA agierte, ins Visier genommen. Im Mittelpunkt steht oft die Frage, ob Krypto-Token, abgesehen von Bitcoin, tatsächlich digitale Wertpapiere sind, die von der Behörde für den Handel zugelassen werden müssen, ähnlich wie Aktien von börsennotierten Unternehmen. Aus diesem Grund sind in jüngster Zeit vermehrt Krypto-Börsen wie Coinbase, Kraken und nun auch Binance ins Visier geraten.

Hier ein Überblick über die letzten Aktionen der SEC:

  • Coinbase hat eine Wells Notice von der SEC erhalten.
  • Binance wird zukünftig auf seinen Stablecoin BUSD verzichten müssen.
  • Telegram musste den Investoren 1,2 Milliarden US-Dollar für einen unerlaubten ICO des GRAM-Token erstatten und eine Strafe von 18,5 Millionen US-Dollar zahlen.
  • Block.one, der Entwickler der EOS-Blockchain, musste eine Strafe von 24 Millionen US-Dollar zahlen.
    Ripple befindet sich seit Dezember 2020 in einem Rechtsstreit mit der SEC. Die zentrale Frage ist, ob XRP als Wertpapier gilt.
  • Nexo musste eine Strafe von 45 Millionen US-Dollar für sein Lending-Angebot zahlen.
  • BlockFi musste eine Strafe von 100 Millionen US-Dollar für sein Lending-Angebot zahlen.
  • Kraken musste sein Staking-Angebot bereits einstellen und eine Strafe von 30 Millionen US-Dollar in einem Vergleich mit der SEC zahlen.
  • Circle, der Entwickler des Stablecoins USDC, wurde angeblich von der SEC ins Visier genommen, was zur Absage des geplanten Börsengangs führte.
  • Kik musste eine Strafe von 5 Millionen US-Dollar für einen unerlaubten ICO des KIN-Token zahlen.
  • Uniswap Labs wurde angeblich von der SEC ins Visier genommen.

Die Liste verdeutlicht, dass die SEC derzeit konsequent gegen Krypto-Unternehmen vorgeht, um die Einhaltung von Vorschriften zu gewährleisten. Die Behörde beobachtet den Markt genau und verfolgt aktiv potenzielle Verstöße gegen die Wertpapiergesetze.

Für Krypto-Anleger herschen derzeit keine einfachen Zeiten, obwohl sich der Markt zwischenzeitlich seit der FTX Pleite Ende letzten Jahres wieder aufgerappelt hatte.

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